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Dinge, die ein PRler nicht sagt

Jede Branche, jeder Beruf hat sie: Sätze, die man einfach nicht sagt oder die man nicht mehr hören kann. Die vor Ironie und Sarkasmus nur so triefen. Genau unsere Baustellen, sprechen wir doch beide fließend ironisch und sarkastisch. Ihr braucht Beispiele? Kein Problem:

 

 

  • Grafiker: „Paint ist sowieso viel besser als Photoshop.“
  • HRler: „Macht nichts, dass Sie in Jogginghose zum Bewerbungsgespräch kommen. Ist ja auch viel bequemer.“
  • ITler: „… Hardware sicher entfernen.“

 

Und genau solche wunderbaren Sätze gibt es natürlich auch im Bereich der PR…

 

 

„Um 17 Uhr ist Feierabend“

Ich lache später. Machen wir uns mal nichts vor: Wer in der PR arbeitet, fühlt sich doch manchmal wie in einer Werbeagentur. Wir haben definitiv keinen Job from 9 to 5, sondern agieren eher nach dem Prinzip 24/7. Klar, das haben wir uns natürlich auch so ausgesucht, denn das bringt der Job eben so mit sich. Und manchmal macht es auch den Reiz aus, wenn wir uns ganz spontan auf neue Situationen einstellen müssen. Ich persönlich liebe nämlich genau diesen Mix aus Aufgaben, die sich in einer geregelten Weise abarbeiten bzw. planen lassen und den spontanen Geschichten, die sich eben nicht im Vorfeld organisieren lassen. Und die meistens erst nach 17 Uhr passieren ;)

 

„Klar schickt uns der Redakteur den Text vor der Veröffentlichung noch mal zu.“

Da merke ich dann immer wieder, wie wenig Ahnung die Menschen von unserer Branche haben. Ich habe den immensen Vorteil, vorher selbst als Journalistin gearbeitet zu haben. Hab ich meine Beiträge noch mal zur Freigabe geschickt? Als ob! Damit muss man leben, nennt sich journalistische Freiheit. Oder auch Pressefreiheit. Ist total normal, wichtig und richtig. Was anderes ist es natürlich, wenn Dinge veröffentlicht werden, die tatsächlich nicht stimmen. Aber dann ist es ja in der Regel eh zu spät. Was oft hilft, ist ein vertrauensvolles Verhältnis zur lokalen Medienlandschaft. Dann kann man bei heiklen Themen oder organisierten Interviews schon mal nett fragen, ob man es vorher zum Lesen bekommt. Aber bitte reizt das nicht aus und fragt nur im absoluten Notfall. Ihr wollt ja auch nicht ständig kontrolliert werden und jeder von uns hasst doch ganz allgemein lästige Korrekturschleifen oder?

 

"Deadline? Noch nie von gehört!"

Versteht mich nicht falsch, Deadlines, bzw. Termine und Fristen sind an sich nicht schlecht. Sie bringen Ordnung und Struktur und sorgen, je nachdem, ob man Parade-Prokastrinierer oder top organisierter Struktur-Hero ist, bei Bedarf dafür, dass Aufgaben auch wirklich erledigt werden. Schwierig wird es bei unrealistischen Deadlines, die mit „Am besten gestern“ oder „Asap“ gesetzt werden. Da hat dann mal wieder jemand geschludert und die Zeit vergessen und wer darf es ausbaden? Die PR-Abteilung. Auch schön: Eine Liste mit 1.463 Deadlines. Übersicht? Wird überbewertet. Aber wenn wir eins können, dann innerhalb kürzester Zeit noch ein rotes Schleifchen um alles binden. Kernkompetenzen, auf die es in der PR ankommt: Spontaneität, Flexibilität und die Fähigkeit, mal ganz flott die Hufe zu schwingen, um gerade noch rechtzeitig ein wenigstens annehmbares Ergebnis an den Tisch zu zaubern. Schönheitskorrekturen kann man dann auch später noch vornehmen…

 

"Ach, kein Problem. Natürlich haben wir da einen Zeitpuffer eingebaut."

Dieser Satz passt ebenfalls dazu. Ehrlichweise plane ich tatsächlich immer einen Zeitpuffer für chaotische Kollegen oder andere mittelschwere Katastrophen ein, aber das geht nicht immer. Besonders haarig wird es, wenn Leute diesen bereits geplanten Puffer (den ich übrigens niemals offen erwähne) auch noch sprengen. Dann heißt es wieder: Zackig irgendwie noch das rote Schleifchen drumbinden. Zur Not auch nach 17 Uhr noch. Ist ja dann ne Ausnahme…

 

 

 

Das klingt vielleicht alles nicht ganz so optimal, aber wie eingangs schon erwähnt geht es hier um Ironie. Ich liebe meinen Job wirklich, mit all seinen positiven und manchmal auch negativen Aspekten. Die Kombination aus allem ist genau das, was die Branche ausmacht und was mich jeden Morgen gerne dafür aufstehen lässt. Ich mache das mit viel Herzblut und absoluter Leidenschaft und könnte mir keinen anderen Beruf vorstellen!