
Wenn einer eine Reise tut... Dann erlebt er so einiges. Im Idealfall lernt man andere Menschen und Kulturen kennen, erholt sich gut und kommt in erster Linie mal ein bisschen raus aus dem Alltag. In unserer Branche ist dieses Abschalten manchmal aber gar nicht so einfach, wie man vielleicht denken mag, denn immerhin beschäftigen wir uns tagtäglich mit Sprache. Der korrekten wohlgemerkt. Und je mehr Leute man so kennenlernt, desto mehr muss man oft auch den inneren Germanistix im Zaum halten, wenn man so ins Gespräch kommt. Das ist im Urlaub ja sogar oft noch schlimmer als zuhause, denn schon während viele gerade frisch in Badeklamotten und Flipflops schlüpfen, packen sie die korrekte Grammatik ebenso flott ganz unten in den Koffer. Wir haben deshalb mal ein paar Klassiker für euch zusammengestellt, die nicht nur Lisa (also Grammar) die Haare zu Berge stehen lassen:
„Das sind die einzigsten freien Liegen hier“
Fangen wir mal mit was ganz Einfachem an: dem klitzekleinen Wörtchen „einzigste/r/s“. Bis heute ist mir schleierhaft, wie das den Weg in die Alltagssprache vieler Leute geschafft hat. Denn das gibt es schlicht und ergreifend nicht. Es heißt der/die/das Einzige. Punkt. S und T haben dazwischen nix zu suchen!
„Der Pool ist größer wie der andere“
Noch so ein Ding, was offensichtlich wirklich vielen Probleme bereitet. Die absolute Traumkombi wäre noch „Der Pool ist viel größer als wie der andere“. Hilfe! Dabei ist das soooo einfach, ehrlich. Bei allem, was gleich ist, nutzen wir bitte das „wie“. Klingt möglicherweise etwas kompliziert, ist es aber nicht. Hier ein paar Beispiele:
- „Er ist genauso groß wie sie“
- „Die Strecke dauert genauso lang wie die andere“
- „Die Reise kostet genauso viel wie die andere“
Anders verhält es sich bei ungleichen Dingen, da kommt unser heiß geliebtes und leider zu wenig genutztes „als“ zur Geltung. Also:
- „Du bist älter als ich“
- „Hier holst du dir schneller einen Sonnenbrand als zuhause“
- „Dortmund ist viel cooler als Schalke 04“ (Sorry, der hat einfach in den Fingern gejuckt)
Ist also eigentlich super easy. Denkt einfach beim nächsten Mal an diesen kleinen aber feinen Unterschied.
„Der Maik tut wieder den Kleber essen!“
Liebe Leute, schon in der Schule haben wir gelernt: „Tuten tut n Auto“. Wir tun nur ganz selten was, eher sind wir Macher. Wobei „Der Kevin macht wieder den Kleber essen“ jetzt noch schlimmer wäre. Aber ist es nicht auch viel einfacher zu sagen „Kevin isst wieder den Kleber“? Aus sieben Wörtern mach fünf. Lassen wir das mal so stehen…
„Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod“
Mein persönlicher Horror, ganz ehrlich! Wie oft höre oder lese ich „Das ist Peter sein Auto“ oder „Der Frauke ihr Schwager“. Selbst beim Tippen dreht sich mir der Magen um, dabei kann auch das so einfach sein. Kann ich nach „wem“ fragen, nutze ich den Dativ. Frage ich stattdessen nach „wessen“… Bitte Genitiv. In dem Fall würde ich also fragen „Wessen Auto ist das?“ und die einzig richtige Antwort wäre „Das ist Peters Auto“. Auch nicht so schwer oder? Und ebenfalls wieder kürzer. Herrlich.
„Ich geh nach Aldi“
Noch so ein Evergreen, ehrlich. Nach ist eigentlich „hinterher“, kann sich Aldi also bewegen und ihr geht direkt dahinter? Ich nehme an, ihr wollt eher „zu Aldi“. Die Konstruktion mit „nach“ wird nur dann benutzt, wenn das Ziel eine Stadt, ein Land oder eine Insel ist:
- Markus zieht nach Paris.
- Kreti und Pleti fliegen nach Malle.
- Theo fährt nach Lodz.
„Dasselbe oder das Gleiche“?
Dasselbe und das Gleiche ist nicht dasselbe. Hä? Was jetzt? Beides bezeichnet eine Übereinstimmung. Aber: Das Gleiche setzt voraus, dass etwas einer anderen Sache gleicht, während dasselbe die Sache selbst bezeichnet. Ok, komm, machen wir ein Beispiel:
Unsere beiden Elektriker fahren denselben Wagen (= ganz explizit diesen einen Firmenwagen).
Unsere beiden Elektriker fahren den gleichen Wagen (= jeder einen eigenen, aber desselben Fabrikats).
Tipp: Dasselbe gibt es immer nur einmal, während das Gleiche quasi ein Duplikat ist.
„seit/seid“
Auch dieser Fehler wird gerne gemacht. Dabei unterscheiden sich die beiden Wörter in ihrer Bedeutung gravierend:
Seid ist die zweite Pluralform des Verbs sein. Seit hat dagegen einen zeitlichen Bezug. Also seit man mich auf diesen Fehler aufmerksam gemacht hat, mache ich ihn nicht mehr. Seid ihr damit einverstanden?
Ich glaube, damit haben wir die wahrscheinlich schlimmsten und auch häufigsten Fehler mal kurz auf die Schippe genommen. Und auch wenn ihr euch nicht alle Regeln merken könnt: Selbst für einen vermeideten sprachlichen Fauxpas lohnt sich der heutige Beitrag schon. Und nur mal so ganz am Rande: Der Artikel ist tatsächlich nach dem Urlaub noch im Flieger entstanden. Manche Dinge muss man sich einfach so schnell wie möglich von der Seele schreiben 😊