
Am Donnerstag war es mal wieder so weit – Es war Valentinstag. DER Tag der Liebenden. Wir halten da beide nicht viel von, aber für uns war es dennoch ein ganz besonderer Tag, denn vor genau einem Jahr hatten wir morgens einen wichtigen Termin beim Gewerbeamt, der unser Leben ein bisschen auf den Kopf stellen sollte. Es war der Tag, an dem wir unsere Agentur Grammar&Typo offiziell angemeldet haben und nun haben wir schon ein volles Jahr an Erlebnissen und Erfahrungen sammeln dürfen. Vorab können wir sagen: Es war bisher einfach nur grandios! Und was wir so alles an Learnings erfahren haben, verpacken wir in diesem ganz persönlichen Blogbeitrag.
Es wird ernst – die ersten Aufträge
Uns beiden ging es ja schon vor der Gründung jahrelang ähnlich: Immer wieder kamen Anfragen nach dem Motto „Kannste nicht mal?“. Kannste nicht mal nen Blogbeitrag schreiben? Kannste nicht mal nen Flyertext verfassen? Kannste mir nicht mal dabei helfen, meinen Social Media Account aufzubauen. Ohne uns jetzt selbst zu beweihräuchern: So ist das eben, wenn man Dinge ganz gut kann. Und für Freunde und Bekannte macht man’s ja auch gerne. Bis die einen dann weiterempfehlen und das Ganze irgendwie ein kleines bisschen aus dem Ruder läuft. Kurzum: Die Anfragen waren vorher schon da, aber keine Möglichkeit, vielleicht auch selbst ein bisschen monetär davon zu profitieren. Es war deshalb aber auch nicht allzu verwunderlich, dass wir die erste professionelle Anfrage ebenfalls schon vor unserer Gründung hatten, sodass wir quasi bereits am 14. Februar nach Verlassen des Gewerbeamtes den ersten Kunden hatten. Was war das alles aufregend. Aber wir haben es gemeinsam gewuppt und es folgten weitere Aufträge – im ersten Jahr haben wir immerhin schon mit vier Kunden zusammengearbeitet, teilweise projektbezogen, teilweise längerfristig. Und jeder Auftrag war spannend und hielt seine ganz eigenen, mal kleineren, mal größeren Herausforderungen für uns bereit.
Cashflow
Ein besonderes Highlight für uns war – und das dürfen wir ja auch mal ganz ehrlich sagen – die erste bezahlte Rechnung eines Kunden. Es ist einfach ein unbeschreibliches Gefühl, wenn man quasi einen gesamten Prozess von der Akquise über die Bearbeitung des Projektes bis hin zum Abschluss und einer bezahlten Rechnung gemeistert hat. Klar, im Hauptjob ist das in der Theorie ja eigentlich nicht viel anders, aber es fühlt sich für die eigene Agentur einfach tausendmal besser an. Gleichzeitig hatten wir zum Ende des Jahres dann aber auch das genaue Gegenteil: Eine Rechnung, bei der wir den Kunden mehrfach kontaktieren mussten, eher er bezahlt hat. Dafür gab es Gründe, die wir auch nachvollziehen konnten. Dennoch hatten wir unseren Auftrag erfüllt und erwarteten nun die entsprechende Gegenleistung. Das hat uns beide einiges Kopfzerbrechen bereitet, denn schön ist so eine Situation auch dann nicht, wenn man nicht davon leben muss. Wie sähe das erst bei jemandem aus, der auf dieses Geld wirklich existenziell angewiesen ist? Letzten Endes war alles halb so wild, aber auch daraus haben wir gelernt und können, falls so etwas noch einmal passiert (und davon werden wir sicher nicht auf ewig verschont bleiben), besser und anders darauf reagieren.
Der Orga-Kram: Angebote, Rechnungen und Buchhaltung
Bleiben wir doch gleich mal bei dem Thema und widmen uns der Buchhaltung. Ja, wenn’s auf dem Konto klingelt, ist das wunderbar. Aber bis dahin ist es immer ein sehr weiter Weg – zumindest für uns zwei. Wir können beide ganz gut mit Buchstaben, Zahlen dagegen sind eher so… Feindesgebiet. So ganz emotional und subjektiv gesehen. Man darf ja ruhig auch mal sagen, wenn man was nicht so gut kann. Grundsätzlich haben wir beide so viel Bammel davor, fehlerhafte Angebote oder Rechnungen rauszuschicken, dass wir uns immer gefühlte 1000x mal gegenseitig absichern. „Guck noch mal drüber – richtig so?“ – „Ja, sieht gut aus. Mach fertig und prüf noch mal“ – „Ok, hab ich gemacht, könnte so raus, aber schau lieber noch mal drüber“… Dass wir es doch immer wieder schaffen, die Angebote dann rauszuschicken, gleicht eigentlich einem Wunder. Selbiges gilt für Rechnungen, denn nichts könnte ja peinlicher oder für uns nachteiliger sein, als eine falsch gestellte Rechnung. Toi, toi, toi – bisher war immer alles fein und nach dem Jahr schwitzen wir dabei mittlerweile etwas weniger, aber entspannt läuft das für uns noch nicht ab. Könnte ein gutes Ziel für Jahr zwei werden oder?
Zeitmanagement und Kostenkalkulation
Wie unser Zeitmanagement aussieht, haben wir ja [hier] schon mal beschrieben, aber wenn man noch nie selbstständig war, hat man sich auch nie Gedanken darüber gemacht, wie man denn seine Projekte so zeitlich am besten einschätzt du wie hoch dann die Kosten ausfallen. Ergo: Eines unserer Learnings war zu Beginn definitiv, dass wir viel zu wenig Zeit kalkuliert und entsprechend berechnet haben. Wir haben bei den ersten Aufträgen also ziemlich deutlich eher draufbezahlt. Zum einen, weil wir es einfach wirklich nicht besser wussten, zum anderen aber auch, weil wir in die ganz klassische Falle fast aller Selbstständigen gelatscht sind: Wenn ich zu hoch ansetze, kommt kein Auftrag zustande. Dabei hatten wir ja überhaupt keinen Druck und hätten durchaus sogar noch pokern können. Das haben wir uns mittlerweile zum Glück abgewöhnt, denn wir hatten anfangs oft auch zu viel Arbeit in zu wenig Zeit. Jetzt können wir die Zeiten besser einschätzen und auch wenn uns ein Kunde mal abspringt (was bereits vorgekommen ist), ist das eines der wichtigsten Learnings für uns.
Das Leben ist kein Ponyhof – Zwischen Hauptjob und Agentur
Auch das haben wir, besonders gegen Ende des Jahres, mit aller Wucht erlebt. Im Hauptjob brannte einfach über viele Wochen der Baum und wir waren wirklich am Limit. In dieser Zeit noch unsere Agenturaufträge zu meistern, hat uns einiges an Disziplin gekostet. Aber wir haben auch diese Situation gemeistert und uns vor allem gegenseitig unterstützt. Das ist und bleibt einfach der Vorteil, wenn man zu zweit ist und so sehr auf einer Wellenlänge liegt, wie wir. Aber auch dann ist es besonders wichtig, ehrlich miteinander zu sprechen und in dieser Zeit war für uns beide klar: Wenn ein Neuauftrag kommt, können wir diesen nicht bedienen. Also haben wir auch mal Nein sagen müssen. Es war dann allerdings niemand böse, ganz im Gegenteil. Unsere Ehrlichkeit wurde stattdessen noch geschätzt und eine offene und ehrliche Kommunikation ist uns immer ganz besonders wichtig.
G&T-Vampire – Wir haben Blut geleckt
Ihr seht: Wir haben viel erlebt und uns innerhalb eines Jahres auch sehr gut entwickelt. Und das in ganz vielen verschiedenen Bereichen. Wir sind schon jetzt deutlich effizienter und noch ein Stück professioeneller geworden, haben uns in Summe also eingegrooved. Wir haben für uns wichtiges Automatismen ausgebildet und wichtige Erfahrungen gemacht. Nicht nur gute (auch wenn die den Großteil ausmachen), aber auch die schlechteren gehören zu jedem Business und jeder Entwicklung dazu. Was uns besonders freut: Schon zum Ende des letzten Jahres konnten wir neue und langfristige Aufträge generieren, auf die wir uns ganz besonders freuen. Außerdem laufen bestehende Zusammenarbeiten weiter und es gibt neue Projekte in der Pipeline, die noch nicht fix sind. Und für uns ist dabei am wichtigsten, dass wir echt so viel Spaß haben, dass wir sogar noch weitere Pläne schmieden. Also, stay tuned, denn ihr werdet es natürlich erfahren, wenn es so weit ist 😉